Gerhard Fischer

Essai Vidéo Schwan mit Sternenstaub,36 Kapitel

Das ausschweifende Video-Material aus der Kamera-Hand Gerhard Fischers umfasst den Zeitraum 1987-2016 ff. Videomaterial-Gesamtlänge: 673 Stunden, ungeschnitten. HDV+DV Bänder: 250 Stunden, ungeschnitten. Video 8+Video Hi 8: 423 Stunden, ungeschnitten.

Das Video-Archiv beinhaltet Bänder in Format Video 8, Video Hi 8,HDV und DV und Betacam. Das gesamte Material ist digitalisiert und listenmäßig archiviert.

Sinn für Farbe und Substanz. Form und Stellung, Entfernung und Nähe, Bewegung und Langsamkeit zeichnen diese Filme aus.

Die Filme geben eindrucksvolle Beispiele der Intensivierung des Hin-Sehens, Hin-Hörens: Sehen und Hören als Handwerk des Filme-Machers. Es ist die Zärtlichkeit des Moments, in dem die Kamera Fischers immer wieder innehält.

Das ungeschnittene Video-Basis-Material wurde 2010 einer geduldigen Sichtung unterworfen , um daraus einen Essai Vidéo mit 36 Kapitel zu entwerfen, betitelt Schwan mit Sternenstaub.

Der Essai Vidéo - der Typografie im Film ebenso auslotet wie digitale Bildbearbeitung einbezieht, desgleichen unverschnittenes Originalmaterial zum Einsatz kommen lässt- hat eine Gesamtlänge von 12 Stunden 55 Minuten 12 Sekunden .

Was in dem Video-Archiv auffällt , ist die makellose Fotografie, meist frei aus der Hand gefilmt, selten mit Kamera – Stativ. In der geläufigen Klassifizierung des Dokumentarfilms fällt Gerhard Fischers Filmarbeit unter Direct cinema, weil so unvermittelt wie möglich gearbeitet wurde.

Die Auslotung einer Filmschrift ( Typographie) sichert den deutschen, französischen, lateinischen , altgriechischen, italienischen und chinesischen Texten unterschiedliche graphische Elemente . 50 A4 Textseiten sind in 36 Schwan-Kapiteln typografisch kongenial von Natalie Neumaier integriert worden.

Die ausgewählten Autoren sind nicht die der Autorität , sondern die der Freundschaft. Lediglich dessen, was verführt , was einen Augenblick lang die Wollust des Verstehens geschenkt hat, wurde ausgewählt. Der Zeitraum der Texte umfaßt 800 v. Chr. bis zur Gegenwart.

Um einen poetischen Pendelschlag im Filmrhythmus zu erwirken, wird zwischen Schwarz-Weiss Passagen und Farbpassagen gewechselt, Filmkader in »Aquarell-Ästhetik« ausgeführt. Die Schwarz-Weiss Passagen werden wie Stahlstiche in samtigen fast geschabten Blättern gleichendem Grau ausgeführt.

Der Essai Vidéo wäre poikilos, bunt, gescheckt, getupfelt. Der Schwan ist ein poikletischer Film.

Das altgriechische Wort poikilos findet sich in dem neugriechischen Wort pikilia: Vorspeiseteller. Für die Filmstilistik wird von einer bunten Schreibweise ausgegangen, wie sie schon Nietzsche in der Stilvielfalt der platonischen Dialoge diagnostizierte. Die platonischen Dialoge waren als Dialogizität, Mehrstimmigkeit angelegt.

Als Formprinzip läßt sich für den Schwan auch das Rhapsodische nennen ( gr.raphtein, nähen, zusammennähen), das Vernähte- wie zum Beispiel Marcel Prousts Recherche : Ein Werk wie von einer Schneiderin gemacht.

Die im Essai Vidéo verstreute Philosophie Foucaults, die Analytik Lacans, die Kulturwissenschaft Warburgs und die Semiotik Barthes wird im Schlusskapitel ( Epilog, 36. Kapitel) durchkreuzt von der Taoistischen Philosophie Chinas. Die Schrift , die dem Taoismus seit jeher untrennbar verbunden ist, ist das Tao Te King, wörtlich Das Heilige Buch vom Weg und von der Tugend, sein Verfasser hat um das Jahr 300 v. Chr. oder später gelebt und hatte das Werk vermutlich Lau-dse genannt, was »der greise Meister« bedeutet.

Anhand der taoistischen Formel des Wu Wei (Nicht handeln) lässt sich eine transreale Euphorie und eine antikapitalistische Intensität entwickeln. Das Wu Wei hat völlig skandalöse politische Folgen. Für uns in der politischen Ordnung ist das Wu Wei in jeder Beziehung unvorstellbar. Unsere ganze Zivilisation ist vom Handelnwollen durchdrungen.

Laotse : »Tun,ohne zu handeln, sich beschäftigen, ohne sich zu betätigen, das Große und das Kleine, das Viele und das Wenige mit Gleichmut betrachten. Dank nicht höher schätzen als Tadel; so tut es der Weise«. So heisst es in einer japanischen Anthologie von Zweizeilern , gesammelt von dem Zenmönch Toyo Eicho: »Ruhig sitzen, nichts tun /Der Frühling kommt , und das Gras wächst von selbst«. Ruhig sitzen, nichts tun bedeutet in Wirklichkeit, vollständig das Universum der Schuld zu verlassen.

Manifestationen des homosexuellen Begehrens in der griechischen und römischen Antike anhand des Orpheusmythos, des Mythos Tod des Hyazinth und des Mythos Apollo und Cyparissus werden an Schrift-und Bildquellen ausgelotet ( Kapitel 33).

Thematisiert wird nicht die Liebe des Orpheus zu Eurydike sondern Orpheus und seine knabenbegehrende Glut zu dem Jüngling Kalais , wofür ihn die thrakischen Frauen töten und zerstückeln. Dieser wenig bekannte Fabelstrang, eingekapselt in der Orpheus-Elegie des Dichters Phanokles (3. Jhdt. v. Chr.), reizt umso mehr, als er im Zusammenhang mit entsprechenden Darstellungen auf griech. Vasenbildern ein Erinnerungsreservoir an den homosexuellen Eros im antiken Griechenland bildet. 200 Jahre nach der ersten, in Verse übertragenen Orpheus-Elegie durch August Wilhelm von Schlegel hat die Wiener Altphilologin Marianne Hainisch im Jahr 1993 die erste deutsche Prosa-Übersetzung der Orpheus-Elegie vorgelegt. Diese Textquelle und korrespondierende griechische Vasenbilder bildeten die Grundlage für die Installation von Gerhard Fischer Der Tod des Orpheus (1993, Graz, steirischer herbst).

Schwan mit Sternenstaub unternimmt einerseits eine Spurensicherung der lateinischen und griechischen homosexuellen Mythen und andererseits zeigt die Abschweifung zur Geschichte des Lumpenproletariats in der Donaumonarchie ( 1693-1873) eine dichte Montage von historischen Fakten.Von der Vagabondage bis zur Ausschweifung, vom Betteln bis zum Raub bis zur Zerstörung gesellschaftlichen Reichtums werden Dokumente des Lumpenproletariats gesichtet.

In Die Blumen des Bösen ( Kapitel 27) tauchen am Horizont Gefängnisse , Armen-, Zucht- und Irrenhäuser auf: Die Stadt der Gewalt und des Schmerzes. Gezwungermaßen müssen ein Bündel polizeilicher , ärztlicher oder einfach amtlicher Diskurse abgehorcht werden , um die Bilder des Eingeschlossen-Seins und der Fesselung des niederen Volkes darzulegen.

Was ins Auge fällt , ist die Physik der sozialen Demütigung der niederen Volksschichten. Gestern wie heute. Das Bild der Lumpen kann traurig, anziehend oder grausam sein. Doch es ist allein dem Eingeweihten und den Verbündeten nahe, dem Lausejungen , den Sternen und dem Mond.

A Child Is Growing Up ( Kapitel 22) ist die Lanzeitdokumentation eines heranwachsenden Kindes zum Mädchen. Die Vielfalt des gestischen und mimischen Ausdrucks - ein 14 Stunden Porträt - zeigt das kleine Mädchen als Inbegriff der Irritation, es ist eine gleitende Spezies, die sich nicht auf Kategorien festlegen lässt. Die verführerische Grenze zwischen Kindheit und Jugendalter hat auch den Maler Balthus zum Pinsel greifen lassen.

Leichtfüßig führt die Kamera durch die Jahreszeiten in europäischen Städten. Das Licht, die Schatten , Strassen, Untergrundbahnen, Passanten, Geschäfte, Hotelzimmer, Wolken, Regen und immer wieder ein Blick in das Paris der Schwarzen, in das Centre Pompidou, in den Louvre, in die Biennale, es sind Zufallsbetrachtungen , die der Autor auf den Reisen seines Lebens gemacht hat. Ein impressionistisches Gemälde Wiens ( Kapitel 23) schließt mit einem ehemaligen Friedhof am Karlsplatz, wo Antonio Vivaldi 1741 unter Lumpenexistenzen begraben wurde ( Kapitel 24).

Die Leinwand, Raum der Brechungen und Lichtinterferenzen lässt suggestive Bilder zu Arnulf Rainer, Max Weiler, Hermann Nitsch, Franz West, Franz Anton Maulbertsch, Gustav Mesmer, und Pierre Molinier aufscheinen.

Videoaufnahmen von Blumen durchziehen zu Hauf den Essai Vidéo. Die Berührung der Blumen (Kapitel 9 ): Weiße, rosa und dunkelrote Pfingstrosen, weiße und lila Fliederbüsche, Hyazinthen, Maiglöckchen, Tulpen. Blumen =Farben. Nun ist Farbe etwas , das der Ordnung des Triebs angehört. Die Blume wäre also die kultivierte Gestaltung des Triebs: »Der delikate, zarte, vergängliche Trieb« (Roland Barthes).

Der betrachtende Blick des Künstlers auf das Modell ist ein lebenslang bevorzugtes Genre von Gerhard Fischer. Ein programmatischer Impetus dieser von mediterraner Stimmung erfüllten Arbeit ist unverkennbar. Die gewählten Laien-Modelle sind von atemberaubender Anmut, sie sind Südländer , Asiaten, Mitteleuropäer.

Manche Modelle wurden mit der Kamera drei Jahre lang, andere wieder einige Monate oder bloß stundenlang aufgenommen.

Die Modelle, ihre Drapierung mit Stoffen, das Arrangement der Posen, die Komposition der Blumen, das inszenierte weiche, wie zum Schweigen gebrachte Licht, das Liegen, Sitzen, Stehen und Gehen der Modelle im Raum und in der Zeit demonstrieren eine Grammatik der Malerei ( Kapitel 2, 9, 11, 17, 20, 21, 28,32, 35, 36).

Fischer reflektiert das Prozesshafte, niemals abgeschlossene als zentralen Aspekt der seriellen Akt-Aufnahmen. Aus der lockigen Wolle der Ästhetik sind die Fäden gesponnen in die Mikrophysik des Körpers. Sämtliche Variationen zur Erkundung des männlichen ( manchmal weiblichen) Körpers werden zugelassen. Aktbilder sonder Zahl sind im Lauf der Jahre ( 1993-2016 ff) entstanden, fast jedes Aktbild ist erotisch aufgeladen. Man kann sagen, daß das ein wenig anstößig klingt. Doch kein großer Künstler ohne ein wenig ( oder bisweilen viel) erotische Phantasien, bemerkte so treffend der Meisterdenker Roland Barthes, ein Beispiel: Bei den veronesischen Meistern haben die fragilen Mädchenköpfe den langen Hals voller Liebesgeflüster.

Im Digitalen Werkverzeichnis Gerhard Fischer wurde erstmals 2010 das Konzept zu Schwan mit Sternenstaub mit 36 Kapiteln sichtbar, dargestellt auf Seite 84-114.

Des Weiteren finden sich im Verzeichnis Listen mit Inhaltsangaben der Videobänder, die 1987- 2018 von Gerhard Fischer gedreht wurden ( Seite 131-172).

Link Werkverzeichnis Gerhard Fischer: gerhardfischerworks.eu

Schwan mit Sternenstaub ist ein Kino, das mit Bildung, Können, Geschmack, mit Literatur, Musik und Malerei gesättigt ist.

Ein Hauch Weltkino liegt vor.

Es lässt sich erkennen, dass Schwan mit Sternenstaub ein bewegliches Gebilde ist: Ein Argonautenschiff, das während der Fahrt ständig neuen Kurs nimmt.

Schwan mit Sternenstaub ist ein nicht heteronormatives Kino.

Schwan mit Sternenstaub begründet eine Ästhetik homoerotischer Libido.

Etwas von dieser Filmarbeit wird überdauern, nicht für immer, aber länger, viel.





Wien im Herbst 2023

Gerhard Fischer

Essaivideo Swan with Stardust, 36 Chapters

The extensive video material from Gerhard Fischer's camera spans the period from 1987 to 2016 and beyond. Total video length: 673 hours, uncut.

The video archive includes tapes in Video8, Video Hi8, HDV, DV, and Betacam formats. The entire material is digitized and systematically archived.

Sense of color and substance, form and position, distance and proximity, movement and slowness characterize these films. The films provide impressive examples of the intensification of seeing and hearing: seeing and hearing as the craft of the filmmaker. It is the tenderness of the moment in which Fischer's camera repeatedly pauses. The uncut video base material underwent patient scrutiny in 2010 to create a video essay with 36 chapters titled Swan with Stardust.

The video essay, which explores typography in the film as well as incorporates digital image editing and uses uncut original material, has a total length of 12 hours,55 minutes,and12 seconds.

What stands out in the video archive is the flawless photography, mostly shot handheld, rarely with a camera tripod. In the common classification of documentary films, Gerhard Fischer's work falls under Direct Cinemabecause it was worked on as unmediated as possible.

The exploration of a film script (typography) ensures different graphic elements for German, French, Latin, Ancient Greek, Italian, and Chinese texts. Fifty A4 text pages have been typographically integrated into 36 Swan chapters by Natalie Neimaier.

The selected authors are not those of authority but of friendship. Only what seduces, what has given the delight of understanding for a moment, has been chosen. The time span of the texts covers from 800 BCE to the present.

To achieve a poetic pendulum swing in the rhythm of the film, there is an alternation between black-and-white passages and color passages, with film frames executed in „watercolor aesthetics." The black-and-white passages are done like steel engravings in velvety, almost scraped sheets of gray.

The film essay would be poikilos, colorful, checkered, and variegated.The Swanis a poikletischer film.

The ancient Greek word „poikilos" is found in the modern Greek word „pikilia": appetizer plate. For film stylistics, a colorful writing style is assumed, as Nietzsche already diagnosed in the stylistic variety of Platonic dialogues. The Platonic dialogues were designed as dialogical, polyphonic.

As a formal principle, the Swan can also be called Rhapsodic (Gr. raphtein, to sew, to sew together), the sewn-together, as in Marcel Proust's work, for example: a work made as if by a seamstress.

The philosophy of Foucault, Lacan's analytics, Warburg's cultural studies, and Barthes'ssemiotics scattered throughout the video essay are intersected by the Taoist philosophy of China in the final chapter (epilogue, 36th chapter). The script inseparably linked to Taoism is the Tao Te Ching, literally The Holy Book of the Wayand Virtue. Its author is believed to have lived around 300 BCE or later and probably named the work Lau-dse, meaning „the aged master."

By using the Taoist concept ofWu Wei (Non-action), a transreal euphoria and an anticapitalist intensity can be developed. Wu Weihas completely scandalous political consequences. In our political order, Wu Wei is unimaginable in every respect. Our entire civilization is permeated by the desire to act.

According to Laozi: „Act without action, occupy without occupation, regard the great and the small, the many and the few with equanimity. Do not value praise more than blame; thus does the wise man." This is stated in a Japanese anthology of two-liners collected by the Zen monk Toyo Eicho: „Sit quietly, do nothing / Spring comes, and the grass grows by itself." Sitting quietly, doing nothing actually means completely leaving the universe of guilt.

Manifestations of homosexual desire in ancient Greece through the Orpheus myth, the myth of the death of Hyacinth, and the myth of Apollo and Cyparissus are explored through textual and visual sources (Chapter 33).

The focus is not on Orpheus's love for Eurydice but on Orpheus and his boy-desiring passion for Kalais, for which the Thracian women kill and dismember him. This little-known narrative strand, encapsulated in the Orpheus elegyby the poet Phanocles (3rd century BCE), is all the more intriguing as it forms a reservoir of memory about homosexual eros in ancient Greece in connection with corresponding representationson Greek vase paintings.Two hundred years after the first translated Orpheus elegyby August Wilhelm von Schlegel, Viennese classical scholar Marianne Hainisch presented the first German prose translation of the Orpheus elegy in 1993. This text source and corresponding Greek vase paintings formed the basis for Gerhard Fischer's installation: The Death of Orpheus(1993, Graz, Styrian Autumn).

Swan with Stardustundertakes, on the one hand, a trace securing of Latin and Greek homosexual myths,and on the other hand, it shows a digression into the history of the lumpenproletariatin the Danube Monarchy (1693-1873), creating a dense montage of historical facts. From vagabondage to extravagance, from begging to robbery and the destruction of societal wealth, documents of the lumpenproletariat are examined.

In The Flowers of Evil (Chapter 27), prisons, poorhouses, workhouses, and asylums emerge on the horizon: the city of violence and pain. A bundle of police, medical, or simply official discourses must be eavesdropped on, forced to expose the images of confinement and the shackling of the lower classes.

What stands out is the physics of social humiliation of the lower classes. Yesterday and today. The image of rags can be sad, attractive, or cruel. But it is only close to the initiated and allies, the ragged boy, the stars, and the moon.

A Child Is Growing Up (Chapter 22)is the long-term documentation of a growing child becoming a girl. The diversity of gestural and facial expressions, portrayed in 14 hours, depicts the little girl as the embodiment of irritation, a gliding species that cannot be confined to categories. The seductive boundary between childhood and adolescence also prompted the painter Balthus to pick up the brush.

The camera gracefully leads through the seasons in European cities. Light, shadows, streets, subways, passersby, shops, hotel rooms, clouds, rain, and repeatedly a glimpse into the Paris of the Black community, into the Centre Pompidou, the Louvre, and the Biennale—random observations made by the author on the journeys of his life. An impressionistic painting of Vienna (Chapter 23) concludes with a former cemetery at Karlsplatz, where Antonio Vivaldi was buried among the destitute in 1741 (Chapter 24).

The canvas, a space of refractions and light interferences, allows suggestive images of Arnulf Rainer, Max Weiler, Hermann Nitsch, Franz West, Franz Anton Maulbertsch, Gustav Mesmer, and Pierre Molinier to appear.

Video documents of flowers abound in the video essay. The touch of flowers (Chapter9 ): white, pink, and dark red peonies, white and purple lilac bushes, cornflowers, lilies, hyacinths, lily of the valley, tulips, dahlias, summer grasses. Flowers = colors. Now, color is something belonging to the order of desire. The flower would thus be the cultivated expression of desire: „The delicate, tender, ephemeral drive" (Roland Barthes).

The contemplative gaze of the artist upon the modelis a genre that Gerhard Fischer has favored throughout his life. A programmatic impetus of this work, filled with a Mediterranean atmosphere, is unmistakable. The chosen amateur models are of breathtaking grace, encompassing individuals from Southern Europe, Asia, and Central Europe.

Some models were captured with the camera for three years, while others for only a few months or even just for hours.

The models, their draping with fabrics, the arrangement of poses, the composition of flowers, the orchestrated soft, almost muted light, the lying, sitting, standing, and walking of the models in space and time demonstrate a grammar of painting.( Chapter 2, 9, 11, 17, 20, 21, 28, 32, 35, 36).

Fischer reflects on the processual, never completed, as a central aspect of serial nude captures. The threads are spun from the curly wool of aesthetics into the microphysics of the body. All variations for exploring the male (sometimes female) body are permitted. Countless nude images have been created over the years (1993-2016 and beyond), and almost every nude image is erotically charged. It may sound a bit provocative, but as the master thinker Roland Barthes so aptly noted, no great artist is without a little (or sometimes a lot) of erotic fantasies. For example, in the works of the Veronese masters, the fragile girl heads have long necks full of love whispers.

In the Digital Catalog of Works by Gerhard Fischer, the concept for Swan with Stardustwith 36 chapters was first made visible in 2010, presented on pages 84-114.

Furthermore, the catalog includes lists with summaries of the video tapes shot from 1987 to 2018 (pages 131-172). Catalog link: gerhardfischerworks.eu

Swan with Stardust is a cinema saturated with education, skill, taste, literature, music, and painting. It exudes a touch of world cinema.

It can be recognized that Swan with Stardust is a dynamic construct: an Argonaut ship that constantly adjusts its course during the journey.

Swan with Stardust is a non-heteronormative cinema.

Swan with Stardustestablishes an aesthetics of homoerotic libido.

Some aspects of this film work will endure, not forever, but for a long time.





Vienna in November of 2023

Gerhard Fischer

EsssaivideoCygne avec Poussiere d’Etoilen, 36 Chapitres

Le matériel vidéo expansif capturé par Gerhard Fischer couvre la période de 1987-2016 ff. et au-delà. Longueur totale du matériel vidéo : 673 heures, non coupé. Bandes HDV+DV : 250 heures, non coupées. Vidéo 8+Video Hi 8 : 423 heures, non coupées.

Les archives vidéo comprennent des bandes aux formatsVideo8, Video Hi8, HDV, DV et Betacam. Tout le matériel est numérisé et archivé de manière systématique.

Le sens de la couleur et de la substance, de la forme et de la position, de la distance et de la proximité, du mouvement et de la lenteur caractérise ces films.

Les films offrent des exemples impressionnants de l'intensification de l'observation, de l'écoute : voir et entendre comme l'artisanat du cinéaste. C'est la tendresse du moment où la caméra de Fischer s'arrête à plusieurs reprises.

Le matériel vidéo de base non coupé a été examiné avec patience en 2010 pour créer un essai vidéo en 36 chapitres, intitulé Cygne avec Poussiere d’Etoilen ( Schwan mitSternenstaub)..

L'essai vidéo, explorant la typographie dans le film tout en intégrant le traitement numérique de l'image et utilisant du matériel original non coupé, a une durée totale de heures, 55 minutes et 12 secondes .

Ce qui ressort de l'archive vidéo, c'est la photographie impeccable, souvent filmée à main levée, rarement avec un trépied. Dans la classification courante du film documentaire, le travail cinématographique de Gerhard Fischer relève du Direct cinema, car il a été réalisé aussi directement que possible.

L'exploration d'une écriture cinématographique (typographie) assure aux textes allemands, français, latins, anciens grecs, italiens et chinois des éléments graphiques différents. 50 pages de texte au format A4 ont été intégrées de manière typographiquement congruente dans les 36 chapitres de Swan.

Les auteurs sélectionnés ne sont pas ceux de l'autorité, mais ceux de l'amitié. Seul ce qui séduit, ce qui offre un moment de compréhension voluptueuse, a été choisi. La période des textes va de 800 av. J.-C. à nos jours.

Pour obtenir un battement poétique dans le rythme du film, il y a un passage entre les passages en noir et blanc et en couleur, les cadres de film sont réalisés dans une „esthétique aquarelle". Les passages en noir et blanc sont exécutés comme des gravures sur acier dans un gris velouté presque écorché.

L'essai cinématographique serait poikilos, coloré, tacheté, piqué. Le Cygne est un film poiklétique.

Le mot grec ancien „poikilos" se retrouve dans le mot néo-grec „pikilia" : plateau d'apéritifs. Pour la stylistique cinématographique, on part d'une écriture colorée, telle que Nietzsche l'a déjà diagnostiquée dans la diversité des styles des dialogues platoniciens. Les dialogues platoniciens étaient conçus comme dialogiques, polyphoniques.

En tant que principe formel, on peut également qualifier le principe du cygne de rhaposodique (du grec raphtein, coudre, assembler), comme le fait Proust dans À la recherche du temps perdu : une œuvre façonnée comme par une couturière.

La philosophie dispersée de Foucault, l'analytique de Lacan, les sciences culturelles de Warburg et la sémiotique de Barthes. présentes dans le vidéomontage sont traversées dans le dernier chapitre (Épilogue, Chapitre36) par la philosophie taoïstechinoise.L'écrit qui est depuis toujours inextricablement lié au taoïsme est le Tao TeKing, littéralement Le Livre saint de la Voie et de la Vertu, son auteur aurait vécu vers l'an 300 av. J.-C. ou plus tard et aurait probablement appelé l'œuvre Lau-dse, ce qui signifie „le vieux maître".

En utilisant la formule taoïste du Wu Wei (Non-agir) ), on peut développer une euphorie transréelle et une intensité anticapitaliste. Le Wu Weia des conséquences politiques complètement scandaleuses. Pour nous, dans l'ordre politique, le Wu Weiest inconcevable à tous égards. Toute notre civilisation est imprégnée du désir d'agir.

Laotse :„Agir sans agir, s'occuper sans s'activer, considérer le grand et le petit, le nombreux et le rare avec égalité. Ne pas estimer plus haut le remerciement que la réprimande ; voilà comment agit le sage. C'est ainsi que le dit une anthologie japonaise de vers brefs, recueillis par le moine zen Toyo Eicho : „S'asseoir tranquillement, ne rien faire / Le printemps vient, et l'herbe pousse d'elle-même". S'asseoir tranquillement, ne rien faire signifie en réalité quitter complètement l'univers de la culpabilité.

Les manifestations du désir homosexuel dans l'Antiquité grecque à travers le mythe d'Orphée, le mythe de la mort d'Hyacinthe et le mythe d'Apollon et Cyparissus sont explorées à partir de sources écrites et visuelles (Chapitre 33).

Il n'est pas question de l'amour d'Orphée pour Eurydice, mais plutôt d'Orphée et de sa passion amoureuse pour ephebe Kalais, pour laquelle les femmes thraces le tuent et le démembrant. Cette trame de fable peu connue, encapsulée dansl‘ Élégie d'Orphée du poète Phanokles (IIIe siècle av. J.-C.), est d'autant plus suggestive qu'elle forme un réservoir de mémoire associé aux représentations correspondantes sur les vases grecs, évoquant l'Éros homosexuel dans la Grèce antique. 200 ans après la première Élégie d'Orphéetraduite en vers par August Wilhelm von Schlegel, la philologue classique viennoise Marianne Hainisch a présenté en 1993 la première traduction en prose allemande de l'Élégie d'Orphée.Cette source textuelle et les images correspondantes sur des vases grecs ont servi de base à l'installation de Gerhard Fischer : La mort d'Orphée(1993, Graz, steirischer herbst).

Schwan mit Sternenstaub entreprend d'une part une investigation des mythes homosexuels latins et grecs et d'autre part la déviation vers l'histoire du prolétariat en haillons dans la monarchie danubienne (1693–1873) présente un montage dense de faits historiques. De la vagabondage à l'extravagance, de la mendicité au vol, à la destruction de la richesse sociale, des documents sur le prolétariat en haillons sont examinés.

Dans Les Fleurs du Mal (Chapitre 27), des prisons, des maisons de pauvres, de correction et d'aliénés apparaissent à l'horizon : la ville de la violence et de la douleur. Inévitablement, un faisceau de discours policiers, médicaux ou simplement officiels doit être écouté pour exposer les images de l'enfermement et de l'entrave des classes populaires.

Ce qui frappe, c'est la physique de l'humiliation sociale des classes populaires. Hier comme aujourd'hui. L'image des haillons peut être triste, attirante ou cruelle. Cependant, elle est seule proche de l'initié et des alliés, du gamin des rues, des étoiles et de la lune.

Le chapitre 22(A Child Is Growing Up) est la documentation à long terme de la croissance d'une enfant en jeune fille. La diversité de l'expression gestuelle et mimique - portraiturée en 14 heures - montre la petite fille comme l'incarnation de l'irritation, une espèce en glissement qui ne se laisse pas définir par des catégories. La frontière séduisante entre l'enfance et l'adolescence a également incité le peintre Balthus à prendre pinceau.

La caméra se promène légèrement à travers les saisons dans les villes européennes. La lumière, les ombres, les rues, les métros, les passants, les magasins. Les chambres d'hôtel, les nuages, la pluie et encore et encore une vue sur le Paris noir, sur le Centre Pompidou, sur le Louvre, sur la Biennale, ce sont des observations aléatoires que l'auteur a faites au cours de ses voyages. Une peinture impressionniste de Vienne(Chapitre 23) se termine par un ancien cimetière sur la place Karlsplatz, où Antonio Vivaldi a été enterré en 1741 parmi les haillons (Chapitre 24).

La toile, espace de ruptures et d'interférences lumineuses, laisse apparaître des images suggestives d'Arnulf Rainer, Max Weiler, Hermann Nitsch, Franz West, Franz Anton Maulbertsch, Gustav Mesmer et Pierre Molinier.

Les documents vidéo de fleurs traversent abondamment l'essai vidéo. Le toucher desfleurs (Chapitre 9) : pivoines blanches, roses et rouge foncé, lilas blancs et violets, bleuets, lys, jacinthes, muguet, genêt, tulipes, dahlias, herbes d'été. Fleurs = Couleurs. Maintenant, la couleur appartient à l'ordre du désir. La fleur serait donc la configuration cultivée du désir : „le désir délicat (doux, éphémère)" (Roland Barthes).

Le regard contemplatif de l'artiste sur le modèleest un genre privilégié de Gerhard Fischer tout au long de sa vie. Un élan programmatique de ce travail empreint d'une atmosphère méditerranéenne est indéniable. Les modèles amateurs choisis sont d'une grâce époustouflante, ce sont des méridionaux, des Asiatiques, des Européens centraux.

Certains modèles ont été filmés pendant trois ans, d'autres seulement quelques mois ou quelques heures.

Les modèles, leur drapé de tissus, l'arrangement des poses, la composition des fleurs, la lumière douce et silencieuse mise en scène, le fait de se coucher, de s'asseoir, de se tenir debout et de marcher des modèles dans l'espace et dans le temps démontrent une grammaire de la peinture ( Chapitre 2, 9, 11, 17, 20,21,28, 32, 35, 36).

Fischer reflète l'aspect processuel, jamais achevé, en tant qu'élément central des prises de vue sérielles d'actes. Les fils sont tissés à partir de la laine bouclée de l'esthétique dans la microphysique du corps. Toutes les variations pour explorer le corps masculin (parfois féminin) sont autorisées. Des images d'actes sans nombre ont été créées au fil des ans (1993-2016 et au-delà), presque chaque image d'acte étant érotiquement chargée. On pourrait dire que cela semble un peu choquant. Cependant, aucun grand artiste sans un peu (ou parfois beaucoup) de fantasmes érotiques, comme l'a si justement remarqué le penseur maître Roland Barthes, un exemple : chez les maîtres véronais, les têtes fragiles des jeunes filles ont un long cou rempli de murmures d'amour.

Dans le Catalogue numérique des œuvres de Gerhard Fischer, le concept de Schwan mit Sternenstaub en 36 chapitres a été rendu visible pour la première fois en 2010, présenté aux pages 84-114.

De plus, le catalogue contient des listes avec des descriptions de contenu des bandes vidéo tournées entre 1987 et 2018 (pages 131-172).

Link vers le Catalogue des Œuvres de Fischer

Cygne avec Poussiere d‘Etoile ( Schwan mit Sternenstaub) est un cinéma saturé d'éducation, de compétence, de goût, de littérature, de musique et de peinture. Un soupçon de cinéma mondial est présent.

On peut reconnaître que >Schwan mit Sternenstaub> est une entité dynamique : un navire d'Argonautes qui ajuste constamment son cap pendant le voyage.

Schwan mit Sternenstaub est un cinéma non-hétéronormatif.

Schwan mit Sternenstaub établit une esthétique de la libido homoérotique.

Quelque chose de ce travail cinématographique perdurera, pas pour toujours, mais pour longtemps.





Vienne Novembre2023